De schönst Tag vo mim Läbe!

Im Coop an der Seefeldstrasse bei der Tramhaltestelle Höschgasse, abends um kurz nach 18 Uhr:

Ich stehe in der Reihe zum Bezahlen und warte bis ich dran bin. An der Kasse nebenan rückt der nächste Kunde nach. Es ist ein grosser, breitschultriger Mann, ca. 45, in kahkifarbener Regenjacke, schwarzen Jeans, einem grauen Perret auf dem haarlosen Kopf und Brille. Die Kassiererin – eine junge Frau mit schwarz gefärbten, langen Haaren in typisch hellblauem Coop-Blusenshirt gekleidet – beginnt seine Sachen einzuscannen.
Er, breit lächelnd: „Tagwohl.“
Sie schaut etwas überrascht auf: „Guetenabig.“
Er: „Gaht’s guet?“
Sie: „Ja, und ihne?“
Er, fröhlich: „Immer besser!“
Sie: „Super.“
Er, eifrig: „Hütt isch de schönst Tag vo mim Läbe!“
Ich – und ich bin mir ziemlich sicher, die Kassiererin auch – erwarte, dass er nun erzählt, dass er heute geheiratet habe. (Oder sich geschieden, je nachdem …)
Aber in beidem täuschen wir uns, denn er fährt voller Enthusiasmus fort: „Alli andere Täg sind Vergangeheit!“
Er strahlt die Kassiererin und mich an und geht.

Philosophie des Tages von einem Fremden gelernt – check!

 

 

von Esther Ambühl

One Reply to “De schönst Tag vo mim Läbe!”

  1. Ja wenn Auge und Ohre hesch und dini Vorurteil echli wäglasch. … und nid meinsch wüssisch alles ee scho… Denn gits immer wieder Überraschige. 🙄

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